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Forschungsprogramm

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Unternehmungsnetzwerke 

Unternehmungsnetzwerke, die mal als strategische Allianz oder Partnerschaft, mal als Entwicklungskooperation mit Erstanwendern ("Lead-Usern"), als Subunterneh­mer­schaft, manchmal sogar als Franchising, als fraktale Fabrik oder als virtuelle Unternehmung daherkommen, wird zum Teil attestiert, die Organisationsform für das 21. Jahrhundert zu sein. Die Bildung von Unternehmungsnetzwerken stellt dabei keine neue Managementmode dar, die früheren und mittlerweile zum Teil schon wieder als überholt geltenden Konzepten wie "Lean Production", "Total Quality Management", "Business Process Reengineering" oder "Knowledge Management" nachfolgt. Vielmehr handelt es sich bei ihr um die Realisierung einer zwar nicht grundsätzlich neuen, wohl aber in reflexiver Ausgestaltung neuartigen unterneh­mungsübergreifenden Organisationsform ökonomischer Aktivitäten. Die Chancen und Risiken, mehr noch aber die Möglichkeiten und Grenzen des reflektiven Managements von Unternehmungsnetzwerken sind noch weitgehend ungeklärt. Zur Klärung insbesondere dieser Fragen wird seit vielen Jahren unter anderem mit dem Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin zusammengearbeitet.

Eine Einführung in diese Thematik bieten:

Sydow, J./Duschek, S. (2011): Management interorganisationaler Beziehungen – Netzwerke, Cluster, Allianzen. Kohlhammer. Stuttgart.

Sydow, J./Schüßler, E./Müller-Seitz, G. (2016): Managing Inter-organizational Relations – Debates and Cases. Palgrave-Macmillan. London.

Management- und Organisationstheorien 

Die von Anthony Giddens entwickelte Strukturationstheorie wird nicht nur für die wissenschaftliche Analyse von Unternehmungsnetzwerken genutzt, sondern auch als Management- und Organisationstheorie weiterentwickelt. Die Strukturationstheorie ist nicht nur eine der drei wichtigsten Praxistheorien (neben Pierre Bourdieu und Theo­dore Schatzki), sondern überwindet mit dem Konzept der Dualität von Struktur den die meisten Theorien noch heute kennzeichnenden Dualismus von Handlung und Struktur überwindet.

Eine Einführung in diese Thematik bieten:

Ortmann, G./Sydow, J./Türk, K. (2000): Organisation, Strukturation, Gesellschaft. In: Ortmann, G./Sy­­dow, J./Türk, K. (Hrsg.): Theorien der Organisation. 2. Aufl., Westdeutscher Verlag. Opladen, S. 15-34.

Ortmann, G./Sydow, J. (2001)(Hrsg.): Strategie und Strukturation. Gabler. Wiesbaden.

Sydow, J./Wirth, C. (2014)(Hrsg.): Organisation und Strukturation. Springer VS. Wies­baden.

Industrielle Beziehungen 

Das System industrieller Beziehungen beinhaltet Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Staat sowie die Beziehungen zwischen diesen Akteursgruppen. Für gewöhnlich wird dieses System auf Branchen-, Unternehmens- und Betriebsebene sowie - im Rahmen vergleichender Industrial-Relations-Forschung - auf nationaler Ebene untersucht. Eigene Forschungsbeiträge fokussieren hingegen eine zwischen Unternehmen und Branche vermittelnde Ebene: das Unternehmungsnetzwerk.

Beispiele entsprechender Publikationen:

Sydow, J. (1999)(Hrsg.): Unternehmensnetzwerke und industrielle Beziehungen. Schwerpunktheft der Zeitschrift "Industrielle Beziehungen" 6 (1). Hampp. München und Mering.

Fichter, M./Sydow, J. (2002): Using networks towards global labor standards? Organizing social responsi­bility in global production chains. In: Industrielle Beziehungen 9 (4), S. 357-380.

Helfen, M./Nicklich, M./Sydow, J. (2016): Interorganisationale Netzwerke und tarifpolitische Fragmen­tie­r­ung: Hebt Mehr-Arbeitgeber-Beschäftigung die Tarifeinheit aus den Angeln? In: Industrielle Beziehungen 23 (3), S. 280-308.

Helfen, M./Sydow, J./Wirth, C. (2020): Service delivery networks and employment relations at German airports: Jeopardizing industrial peace on the ground? In: British Journal of Industrial Relations 58 (1), S. 168-198.

Pfadforschung 

Pfadabhängigkeiten werden seit Jahren bei der Entwicklung und Verbreitung von Technologien identifiziert. Neu ist hingegen, Pfadabhängigkeiten auch auf der Ebene von Organisationen, interorganisationalen Netzwerken und organisationalen Feldern (Branchen, Regionen) zu untersuchen. Hervorgegangen ist dieser Schwerpunkt aus Forschungsaktivitäten, die zunächst von VolkswagenStiftung und sodann von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Graduierten­kollegs "Pfade organisatorischer Prozesse" gefördert wurden. Seitdem werden immer wieder Projekte zu diesem Thema durchgeführt.

Beispiele entsprechender Publikationen:

Schreyögg, G./Sydow, J./Koch, J. (2003): Organisatorische Pfade – Von der Pfadabhängigkeit zur Pfad­kreation? In: Managementforschung 13, S. 257-294.

Burger, M./Sydow, J. (2014): How inter-organizational networks can become path-dependent: Bargaining practices in the photonics industry. In: Schmalenbach Business Review 66 (1), S. 73-99.

Sydow, J./Schreyögg, G./Koch, J. (2020): On the theory of organizational path dependence: Clarifications, replies to objections, and extensions. In: Academy of Management Review 45 (4), S. 1-18. 

Projektmanagement und temporäres Organisieren

Das Management von Projekten, projekt-basierten Organisationen und Projekt­netzwerken stellt auf die Temporalitäten dieser Organisationsformen ökonomischer Aktivitäten ab. Auf organisationaler ebenso wie auf gesellschaftlicher Ebene lässt sich eine entsprechende Projektifizierung beobachten. Ausgehend von der Bau­industrie sowie der kreativen Industrie (Film, Fernsehen, Theater, Werbung usw.) lässt sich dieser Trend in immer mehr Branchen beobachten.

Eine Einführung in diese Thematik bieten:

Lundin, R./Arvidsson, N./Brady, T./Eksted, E./Midler, C./Sydow, J. (2015): Managing and Working in Project Society – Institutional Challenges of Temporary Organizations. Cambridge University Press. Cambridge.

Braun, T./Sydow, J. (2019): Projektmanagement und temporäres Organisieren. Kohlhammer. Stuttgart.

Organisierte Kreativität

Der Begriff „organisierte Kreativität“ erscheint widersprüchlich: Kreative Prozesse sind per se unsicher und lassen sich nur eingeschränkt steuern. Trotzdem spielen sie sich unter Netzwerken von Akteuren in unterschiedlichen räumlich-zeitlichen Kontexten ab, die einen gewissen Grad an Organisation aufweisen. Die zunächst von der DFG als Forschergruppe „„Organized Creativity“ und nun in Form verschiedener Einzelprojekte vorangetriebene Forschung untersucht die Strukturen und Praktiken, in und mit denen Unsicherheit im kreativen Prozess gefördert, kanalisiert oder verhindert wird. Die aus der Betriebswirtschaftslehre, der Wirtschaftsgeographie und der Soziologie stammenden Mitglieder erforschen diese Dynamiken am Beispiel der Musik- und der Pharmaindustrie. Der Fokus liegt in allen Projekten auf kreativen Prozessen in Organisationen und interorganisationalen Netzwerken.

Eine Einführung in diese Thematik bieten:

Fortwengel, J./Schüßler, E./Sydow, J. (2017): Studying organizational creativity as process: Fluidity or duality? In: Creativity and Innovation Management 26 (1), S. 5-16.

Ortmann, G./Sydow, J. (2018): Dancing in chains: Creative practices in/of organizations. In: Organization Studies 39 (7), S. 899-921.

Sydow, J./Schmidt, T. (2020): Innovation und Kreativität in der Unternehmensgründung. In: Blättel-Mink, B./Schulz-Schaeffer, I./Windeler, A. (Hrsg.): Handbuch Innovationsforschung. Springer VS. Wiesbaden (im Druck).

Organisation von Reliabilität

Organisationen streben nach Verlässlichkeit oder Reliabilität. Einigen Organisationen oder auch Netzwerken von Organisationen gelingt dies besonders gut. Entsprechend ist von „High-Reliability Organizations“ (HROs) bzw. „High-Reliability Networks“ (HRNs) die Rede. Können Einsichten in diese Organisationen und Netzwerke Orientierung für andere geben?

Eine Einführung in diese Thematik bieten:

Berthod, O./Grothe-Hammer, M./Sydow, J. (2015): Some characteristics of high-reliability networks. In: Journal of Contingencies and Crisis Management 23 (1), S. 24-28. In deutscher Übersetzung wieder abge­druckt in: Zoche, P./Kaufmann, S./Arnold, H. (2016)(Hrsg.): Grenzenlose Sicherheit? Lit. Münster, S. 289-300.

Berthod, O./Grothe-Hammer, M./Müller-Seitz, G./Raab, J./Sydow, J. (2017): From high-reliability organiza­tions to high-reliability networks: The dynamics of network governance in the face of emergency. In: Journal of Public Administration Research and Theory 27 (2), S. 352-371.

Berthod, O./Sydow, J. (2020): Collaborating for inter-organizational reliability. In: Meek, J.W. (Hrsg.): Handbook of Collaborative Public Management. Elgar. Cheltenham (im Druck).

 

Wichtige Links

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