Ziel und Programm
Ziel
Ziel dieses Promotionskollegs ist es, die Stipendiaten zu befähigen, bestehende steuer- und sozialpolitische Maßnahmen und Institutionen kritisch im Lichte ihres Zusammenspiels mit der ökonomischen Ungleichheit zu analysieren und zu beurteilen sowie eigenständig neuartige steuer- und sozialpolitische Maßnahmen und Institutionen insbesondere im Hinblick auf die verteilungspolitischen Implikationen der jeweiligen Maßnahmen und Institutionen zu entwerfen und zu erforschen.
Wesentliche Voraussetzung für die Erreichung dieses Ausbildungsziels ist die effektive Vermittlung fundierter Kenntnisse der empirischen und der theoretischen Finanzwissenschaft, der relevanten steuer- und sozialpolitischen Institutionen sowie der für die steuer- und sozialpolitische Forschung zentralen ökonometrischen Methoden, Mikrodatensätze und Statistikprogramme.
Programm
Das Programm unseres Promotionskollegs ist breit angelegt und beinhaltet vier Hauptsegmente in Lehre und Forschung:
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Theoretische und empirische Messung ökonomischer Ungleichheit
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Institutionen der Steuer- und Sozialpolitik
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Wohlfahrtsökonomik und Ökonomie des Wohlfahrtsstaates
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Empirische Evaluation von Steuer-Transfer-Systemen
Diese vier Hauptsegmente sind miteinander durch inhaltliche und personelle Gemeinsamkeiten eng verzahnt. Die Vielfalt von Methoden und Ansätzen bei der Behandlung eines breiten, gemeinsamen Themas - Steuer- und Sozialpolitik bei wachsender Ungleichheit - ermöglicht den Doktoranden, sich ein eigenes umfassendes Bild über Verfahren und Ergebnisse zu machen.
Die Förderung von steuerpolitischer und sozialpolitischer Kompetenz im Rahmen dieses Promotionskollegs soll auch dazu beitragen, der gegenwärtigen Konzentration von fachlicher Kompetenz im Dienst finanzstarker privater Organisationen entgegenzuwirken. Dadurch soll die wirtschaftspolitisch interessierte Öffentlichkeit einen möglichst unverzerrten Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Kenntnisse zu ökonomischer Ungleichheit, Sozialstaat und ihrer Interaktion erhalten.
Im Ergebnis soll das Promotionskolleg Dissertationen generieren, die einen Teil des oben geschilderten Forschungsbedarfs abdecken. Dabei sollen die Promotionsvorhaben so bestimmt werden, dass sie eine Zusammenarbeit und ein gegenseitiges Fördern unter allen Doktoranden anspornen. Beispielsweise könnten sich die Promotionsvorhaben im Umkreis folgender Themen bewegen: langfristige Einkommensungleichheit – Einkommensunsicherheit und Arbeitslosigkeit – Steuern und Transfers im Lebenszyklus – Altersarmut – intergenerative Einkommensmobilität – Sozialpolitische Transfer vs. bedingungsloses Grundeinkommen vs. Teilhabe durch Sozialerbschaft.
Mögliche Themen und Betreuung
Jedes der erwähnten Themen greift in Teilen in die anderen Fragestellungen über und beleuchtet eine verschiedene Facette der Dynamik der Ungleichheit und ihrer Wechselwirkung mit dem Steuer-Transfer-System. Daraus ergibt sich eine Matrix von Forschungsprojekten, die durch ausgeprägte gegenseitige positive Spillovers gekennzeichnet sind, so dass aufgrund von Synergieeffekten das gesamte Forschungsergebnis weit mehr als die Summe isolierter Arbeiten in den gleichen Forschungsfeldern sein dürfte.
Die Konkretisierung der einzelnen Promotionsthemen wird von den individuellen Interessen und Stärken der Promovierenden abhängen. Daher lassen sich diese Themen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht festlegen. Beispielhaft kann man die Folgenden als mögliche Promotionsthemen nennen:
- Die Entwicklung der Altersarmut bis 2040
- Ungleichheit und Umverteilung im gesamten Lebenszyklus
- Einkommensvolatilität, privates und soziales Risikomanagement
- Funktionale Zusammensetzung der Lebenseinkommen
- Elastizität des zu versteuernden Einkommens bei sehr hohen Einkommen
- Erbschaftsbesteuerung und intergenerative Mobilität
- Langfristige Verteilungswirkungen von Finanzierungsalternativen der Krankenversicherung.
Bei diesen Promotionsthemen handelt es sich um keine fixen Vorgaben sondern nur um Beispiele zur Verdeutlichung der Schwerpunktsetzung unseres Kollegs.
Jede Dissertation soll von zwei Professoren betreut werden. Die Festlegung der betreuenden Professoren für die einzelnen Stipendiaten erfolgt spätestens im zweiten Semester des Promotionsprogramms. Es wird angestrebt, dass jedes Dissertationsvorhaben von mindestens einem der drei federführenden Professoren (Corneo, Schöb, Steiner) betreut wird.