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Professor Thomas Huber zu Gast

Thomas Huber

Thomas Huber

News vom 15.04.2025

Wir freuen uns, bekannt zu geben, dass Professor Dr. Thomas Huber, Associate Professor an der ESSEC Business School in Frankreich, am 03. Juli 2025 an der Freien Universität zu Gast sein wird. Während seines Aufenthalts wird er Einblicke in seine Forschung geben und den Fokus auf das Thema „Counter-Orchestration in Platform Ecosystems: How Complementors Forced Apple into Changing Platform Rules“ legen. Studierende sind eingeladen, an seinem Research Talk teilzunehmen und können zudem 1:1-Sessions buchen, um sich bei Forschungsfragen persönlich beraten zu lassen.

Wann:Donnerstag, 03. Juli 2025, 12:00 – 13:00 Uhr

Wo:

Titel:„Counter-Orchestration in Platform Ecosystems: How Complementors Forced Apple into Changing Platform Rules“

Autoren:Thomas HUBER, Thomas KUDE, Jan LEPOUTRE, Julien MALAURENT

Plattformbetreiber mit erheblicher Marktmacht können Plattformregeln nutzen, um komplementären Anbietern (Complementors) nachteilige Bedingungen aufzuerlegen und marktbasierte Strategien zu deren Umgehung zu unterbinden. Während Complementors im marktwirtschaftlichen Rahmen oft nur begrenzte Möglichkeiten haben, sich gegen solche Benachteiligungen zur Wehr zu setzen, agieren Plattformbetreiber gleichzeitig in einem weiteren sozialen und politischen Kontext – und sind somit anfällig für außerökonomische Herausforderungen, etwa durch öffentliche Kampagnen oder regulatorische Eingriffe. Diese Studie untersucht, wie Complementors solche nicht-marktwirtschaftlichen Strategien gezielt einsetzen können, um Regeländerungen auf Plattformen zu ihren Gunsten zu erzwingen.

Auf Basis einer historischen Analyse des iOS-Ökosystems von Apple zwischen 2009 und 2024 rekonstruieren wir, wie Complementors nicht-marktliche Strategien genutzt haben, um Apple zu Änderungen zentraler Plattformregeln zu bewegen. Aus umfangreichen Primär- und Sekundärquellen entwickeln wir ein Prozessmodell der regelverändernden Einflussnahme durch Complementors. Dabei zeigt sich die zentrale Rolle großer, einflussreicher Akteure – sogenannter „Complementor Giants“ – bei der Koordination dieser Veränderungen. Das Modell identifiziert drei miteinander verknüpfte Mechanismen (Kollektive-Aktions-Zyklus, Aufmerksamkeits-Zyklus, langfristiger Akkumulations-Zyklus), die verdeutlichen, wie diese Giants durch gezielte Gestaltung und zeitliche Abstimmung ihrer nicht-marktlichen Angriffe verstärkende Reaktionen von Ökosystemteilnehmern (Complementors und Nutzer:innen), externen Akteuren (Regulierungsbehörden und Medien) sowie dem Plattformbetreiber selbst auslösen – und so zunehmenden Druck für Regeländerungen erzeugen.

Indem wir eine prozessorientierte Erklärung für durch Complementors ausgelöste Regeländerungen liefern, verschieben wir die Diskussion über Plattform-Governance: weg von der alleinigen Orchestrierung durch Plattformbetreiber hin zur Gegenorchestrierung durch mächtige Complementors – und von der bloßen Anpassung an Regeln hin zur aktiven Veränderung bestehender Regeln gegen den Willen des Plattformbetreibers. Darüber hinaus leistet die Studie einen Beitrag zur Literatur über nicht-marktwirtschaftliche Strategien, indem sie aufzeigt, wie eng deren Wirksamkeit mit strukturellen Spannungen in digitalen Ökosystemen verknüpft ist.

Biografie

Thomas L. Huber (PhD, Universität Bern) ist Associate Professor für Wirtschaftsinformatik an der ESSEC Business School. Er forscht und lehrt an der Schnittstelle von Technologie und Management. Als prozessorientierter Forscher beschäftigt er sich mit der theoretischen Erfassung und Analyse von Veränderungsprozessen bei der Entwicklung moderner Technologien. Im Fokus seiner Arbeit stehen insbesondere die Dynamiken von Governance und Kontrolle in Kontexten wie IT-Outsourcing und Plattformökosystemen. Seine Forschung wurde u. a. in Information Systems Research (ISR), Journal of Management Information Systems (JMIS), European Journal of Information Systems (EJIS) und Information Systems Journal (ISJ) veröffentlicht.

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